Ansichten eines  fast  normalen Bürgers
Ein Hirnlüftchen von hajo. Dreyfuß
Foto vom Kölner Dom, Seitenansicht
   
Haus Gottes
 
oder:
 
Triumph der Architektur
 
Zeichnung der geplanten Moschee in Köln-Ehrenfeld

Die schönsten und eindrucksvollsten Gebäude sind meist dem Himmel geweiht.

Man muß nicht einmal religiös sein, um beim Anblick von Tempeln, Synagogen, Kirchen und Moscheen von der meisterlichen Kunst der Architektur tief beeindruckt zu werden. Solches Bauwerk läßt den Himmel groß und die Menschen klein erscheinen, wenn es in ausgewogener Einheit von mächtiger Wucht und graziler Leichtigkeit sowohl solide Macht als auch drangvolles Himmelsstreben zu einem kunstvollen Bild von Schönheit und Größe vereint.

Im Gegenteil, religiös zu sein, kann sogar hindern. Zum Beispiel in Köln.

Die dortige Skyline prägt ein mächtiger Dom gotischen Stils und römisch-katholischer Konfession. Dem Hause steht auf ausdrücklichen Wunsch des Heiligen Vaters Joachim Kardinal Meisner als Erzbischof vor, dessen Selbst- und Sendungsbewußtsein den bedeutsamen Eindruck des Bauwerks ganz vorzüglich um den Anspruch auf Wirkung ergänzt.

Dieselbe Stadt Köln gehört indes auch zur Rheinischen Landeskirche evangelischer Konfession. Deren Oberhaupt, Präses Nikolaus Schneider, hat seinen Amtsstitz zwar in Düsseldorf. Das hindert ihn allerdings nicht, seinen architektonischen Feinsinn auch und gerade in Köln unter Beweis zu stellen. Denn spätestens, wenn es um ein Gotteshaus geht, erkennt er klar Diskussionsbedarf. Hier ein verkürzter Ausschnitt seines Beitrages:

Steine sprechen! Also frage ich ...: Was bringt ihr mit diesem Bau zum Ausdruck?
Was sagen Ihnen die Steine?
Diese Architektur ist schon sehr triumphierend angelegt. Man könnte sie sich auch anders vorstellen.
Kleiner?
Zurückgenommener, nicht so imperial. Sondern vielmehr in einer Gestalt, die mehr den integrierenden, dienenden Charakter von Religion zum Ausdruck bringt.
... Liegt darin für Sie etwas Anmaßendes?
In der Tat. Ich finde, das muss nicht sein.

Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, bedarf dieses schöne Zitat noch zwei kleiner Ergänzungen.

Natürlich erfordert es des Hirten Amt, zuweilen eine seelsorgerische Anregung beizutragen. Allerdings hatten ihn hier nicht etwa die vielen Steine des Kölner Doms redselig angesprochen. Um das feinsinnige Gespür des Gottesmannes in solch heilige Wallung zu bringen, genügte bereits das kleine Architkten-Modell einer geplanten Moschee, von der es noch nicht einmal den Grundstein gibt.

Und die oben gekürzte Frage des Reporters bezieht sich darauf, daß die Minarette etwas höher geplant sind als der Turm der nahegelegenen evangelischen Kirche.

Solcherlei Dreistigkeit fördert ungeahnte Bündnisse. Schon eilt der bekannt milde Hirte und Bischof Karl Kardinal Lehmann herbei. Dem schwant Übles: Wer Kirchen baut, der will sicher auch Kirchensteuern erheben. Und so knüpft er (dezent wie immer) christliche Allianzen wider die gemeinsame Konkurrenz. Und lehrt den Richterstand diskret, daß Toleranz von Geschiche und Migliederzahlen, nicht aber dem Status von Körperschaften zu tun habe.

Zu ergänzen wäre vielleicht auch noch, daß die hierzulande allgemein verbriefte Religionsfreiheit ohnehin ihre Besonderheiten kennt. So genießt liturgisches Kirchengeläut ganz selbstverständlich den Schutz von Recht und Tadition. Der Ruf des Muezzins hingegen soll - obschon zulässig - bittesehr nur innerhalb des Gebäudes vernehmbar sein.

Da die Freiheit bei uns offenbar differenziert zu betrachten ist (sprich: mehrerlei Maß kennt), ist es nicht wirklich erstaunlich, wenn ihr jemand voll christlicher Toleranz (sprich: in Übereinstimmung mit der örtlichen CDU) mit dem Zollstock beizukommen versucht. Hier wäre vielleicht ein Blick auf die Relationen hilfreich. Unter Beachtung des Maßstabs zeigt der Vergleich der geplanten gigantischen Großmoschee mit dem bestehenden bescheidenen Dom, woran sich zu Köln derzeit manches Gemüt erhitzt.

Größenvergleich Dom und Moschee

 

August 2oo7