Ansichten eines  fast  normalen Bürgers
Ein Hirnlüftchen von hajo. Dreyfuß
 
Zoff 'n Zank in der CSU

 
–   Pauli bespitzelfindig   –
–   Stoiber geht-äh-bleibt-äh-bald   –
–   Seehofer schwanger?   –
–   . . .   –

O du schönes Land unter weiß-blauem Himmel! Noch während du tapfer leugnest, daß dein oberster ErklärBär zum Abschuß freigegeben ist, führst du uns doch schon das Stück "Haremsgeflüster" auf:

Der betagte Kalif fragt heimlich nach den süßen kleinen Geheimnissen einer weitaus jüngeren Haremsdame (als sei er nicht schon oft genug verheiratet) - Indes sein nicht minder reifer Wesir nächtens aushäusig noch frischere Früchte nascht - Darob geraten alle Scheichs in Streit - Zuletzt holt der Shejtan den Kalifen als auch den Großwesir - Es stürzet auch noch noch mancher Scheich - Und als der Vorhang sich senkt über der blutig roten Szene, da raget hoch über den Trümmern der dunkle Schatten nur noch einer Gestalt.

Ja, das sehen wir immer wieder gern. Dafür bin ich dir so richtig dankbar. Denn das muntere Stück zeigt uns, was wirklich zählt:

Politik wird nicht zum Wohle des Landes gemacht, sondern zum Schaden des Gegners. Posten werden nicht nach Kompetenz vergeben, und Bettgeschichten sind wichtiger als berufliches Können. Der Illustrierten wird gezeigt, was der Wähler mögen soll. Die furchtbarsten Feinde sitzen in der eigenen Partei.

Derweil offenbaren die unverhohlenen Beißereien um die künftige Rudelführung ganz unvermutet eine seltene Tugend. Zudem noch eine, der berufsmäßige Obertanen üblicherweise nachgerade asketisch zu entsagen pflegen: Ehrlichkeit. Wo das vergeßliche Wahlvolk einmal nicht dreist umschmeichelt werden muß, da blitzen schon die Dolche: Wer wird die leckere Kreide fressen dürfen, um alsbald mit klingendem Schall das Stimmvieh zu locken?

Allerdings wäre jedes Mitleid hier unangebracht, denn auch die Opfer dieses mörderisch anmutenden Rituals haben ihr Schicksal selbst gewählt. Zu gemeinnütziger Arbeit als Führungs-Politiker verdonnert nicht einmal das bayerische Sozialamt. Und was für zarte Außenseiter grausam klingt, ist doch leider notwendig. So gestaltet sich traditionell die natürliche Auslese in dieser Union aus Christen und Sozialen.

Gesucht wird die begabteste "starke Hand", die im Bestfall den stärksten Watschenmann niederhaut. Was in München routiniert ausgeschenkt wird, soll noch in Berlin lautstark schallen. (legendär in dieser Fähigkeit zur Resonanzbildung war Franz Josef Strauß, dem Edmund Stoiber zwar in der Häufigkeit an allgemeinen Echos kaum nachsteht, allerdings klang der Widerhall weiland weit weniger heiter.) Überleben – und die tückische Rotte anführen – wird nicht allein, wer Tiefschläge ohne zu zucken wegsteckt und derweil am besten austeilen kann. Es gilt, beim Intrigantenstadl nicht nur mitzuspielen, sondern Regie zu führen. Und nicht zuletzt sind es die starken Hände, denen die wenigen frommen Kreuze erfahrungsgemäß gelten werden, dereinst am Tage des Herrn, auf dem Wahlzettel.

O glückliches Jodel-Kalifat in weiß und in blau, dessen Volk den Geldbeutel neben den Heiland hängt und doch nach so schlichten Regeln lebt! Du tanzest den glücklichen Tanz des Wechsel-Zwist: Einjeder gegen jeden, aber schon morgen wieder mit anderen Verbündeten als gestern. Wenn alle verlieren, hat jeder mal gewonnen, Bier ist ein Lebensmittel, und schuld sind die Anderen. Wer immer auch Kalif wird anstelle des Kalifen, ist schon heute Inbegriff der Hoffnung einer darbenden Zunft: der Satiriker.

17. Januar 2007